Philosophie

Training bedeutet aus wissenschaftlicher Sicht mit Hilfe sich systematisch wiederholenden Übun-gen Trainingseffekte auf körperlicher, kognitiver und emotionaler Ebene zu erreichen mit dem Ziel einer erhöhten Leistungsbereitschaft. Auf unsere Pferde übertragen bedeutet dies, das Pferd phy-sisch und psychisch auf sein Leben als Reit – oder Fahrpferd vorzubereiten.

So gerne Sie es auch möchten: Sie werden nicht am Montag ins Fitness-Studio gehen und am Dienstag als Schwarzenegger herauskommen.

Muskelaufbau benötigt regelmäßiges und sinnvolles Training über einen längeren Zeitraum!

Da ein Pferd nicht zum Reiten geboren wurde, braucht es ein spezielles Muskeltraining, sowie eine angelernte Technik, um das Reitergewicht tragen zu können, ohne selber Schaden zu nehmen. Es muss eine neue Balance finden und dabei lernen, alle Gliedmaßen gleichmäßig zu belasten um der angeborenen Schiefe entgegen zu wirken. (Geraderichten). Zusätzlich muss es lernen, die ursprünglich dominante Schubkraft der Hinterhand in Tragkraft umzuwandeln, um eine vermehrte Gewichtsverlagerung nach hinten, unter den Reiter zu erreichen.

Es ist unverantwortlich, ein Pferd ohne ein entsprechendes Training zu reiten.

Das von den Versicherungen und der FN ermittelte Durchschnittsalter des deutschen Reitpferdes beträgt 8 Jahre !

Meine Stute Lashouk, 1991 gekauft, mit entzündeter Hufrolle, Hufknorpelverknöcherungen und diversen anderen Leiden, ging bis zu ihrem 30. Lebensjahr regelmäßig in Unterricht und bestritt mit 28 Jahren ihr letztes Turnier, das sie mit dem 2. Platz (vor 11 QuarterHorse) bestritt. Sie wurde 2010 aufgrund eines Gesichtstumors, mit 38 Jahren(!) auf der Weide eingeschläfert.

Für einen Trainer mit therapeutischem Hintergrund steht natürlich ein möglichst Pferde schonen-des Training im Mittelpunkt.

Rückenentlastende Reittechnik, Wissen um die Psychologie und Anatomie des Pferdes ergeben eine Ausbildung des Reiters zusammen mit seinem Pferd und nicht gegen sein Pferd.

Was bei einem Training nach dem Grundsatz “Zeit = Geld” herauskommt, kann man auf vielen Turnierplätzen bis hin zu den olympischen Spielen regelmäßig beobachten. Ist es nicht an der Zeit weg von Rollkur, Hyperflexion, Zügelgezerre und Sporengestocher zu kommen?

Das Pferd muss lernen, zunächst sich selbst und dann den Reiter zu tragen. Beide Körperhälften müssen sich angleichen und die richtigen Muskeln aufbauen.

Über das Nackenband und den langen Rückenmuskel haben die meisten von Ihnen bereits gele-sen.

Das Schwierige beim Reiten ist es, den natürlichen Bewegungsablauf des Pferdes zu erhalten bei locker arbeitender Rückenmuskulatur.

Dabei sind Hilfszügel oft kontraproduktiv (Ausnahmen bestätigen die Regel). Deswegen kann ein Geraderichten auch nicht über den Zügel erfolgen, sondern ist ein Zusammenspiel aller Hilfen. Ein Pferd muss die Möglichkeit haben sich losgelassen zu bewegen, d. h. die Muskelarbeit erfolgt oh-ne Verkrampfung.

Wichtig hierbei:

Auch der Reiter muss entspannt sein, ansonsten überträgt er seine Verspannung direkt auf sein Pferd.

Ziehen am Zügel bewirkt augenblicklich eine Blockade des Bewegungsablaufes und der Schwung von hinten wird gestoppt. Die Hinterbeine stellen den Motor dar, es muss gelingen einen taktrei-nen Gang zu bewahren, den Schwung nach vorne durchzulassen, ohne dass das Pferd eilt. Immer wieder muss die Dehnungsbereitschaft überprüft werden.

Ein Pferd mit Zwang dazu zu bringen, dass es sich löst und dehnt, wird nicht funktionieren. Tes-ten Sie das nächste Mal doch einfach, ob Ihr Pferd entspannt den Kopf und Hals am langen Zügel fallen lässt, wenn Sie eine Pause machen.

Reiten Sie Ihr Pferd nicht bis es klatschnass ist, denn damit produzieren Sie höchstens einen Muskelkater – die Kondition steigern Sie damit nicht. Lernen Sie Ihr Pferd durch Intervalltraining in einem guten Trainingszustand zu halten, das verhindert eine physische und psychische Über-forderung Ihres tierischen Partners.

Egal ob Western-, Dressur-,Spring-, Vielseitigkeits-,Fahr-,Renn-,Gang – oder Freizeitpferd:

Jedes Pferd muß sich locker und losgelassen bewegen können und fähig sein, sich auch nach Spitzenleistungen zu entspannen – und alle brauchen einen starken Rücken. OHNE AUSNAHME!